Auch wenn unser Ruderrevier zur Spitze der schönsten Gewässer fürs Rudern gehört, kann es doch vorkommen, dass uns der Wind einen Strich durch
die Rechnung macht. Denn grundsätzlich gilt, dass wir bei Schaumkronen nicht mehr auf Wasser gehen. Wenn man Lars Wichert fragt, dann wäre seine Antwort vermutlich, dass die Schaumkronen den Spaßfaktor erst richtig nach oben treibt.
Er war für einen Tag Gast bei uns im Ruderklub und brachte besondere Boote mit: breit wie ein Gigboot, optisch irgendwie einem Rennboot ähnlich, aber dafür viel wendiger. Gebaut, um auf Wellen zu reiten, wenn sie nicht gerade durchbrochen werden. Aber ganz gewiss können es diese Boote auch mal ab, wenn eine Welle über Bord kommt – die Hersteller bezeichnen die Boote sogar als „nahezu unsinkbar“.
Hinter dem Begriff Coastal Rowing (Küstenrudern) steht eine Erweiterung des klassischen Rudersportes, bei der trotz widrigen Bedingungen und theoretisch meterhohen Wellen dank spezieller Boote ein Ritt durch die Wellen ermöglicht wird. Im Rahmen eines Projektes des Deutschen Olympischen Sportbundes zusammen mit dem DRV besuchte uns Lars Wichert, der sowohl im klassischen Rudern als auch in der Wildwasservariante zur Weltspitze gehört.
Der Tag startete damit, dass Lars die Besonderheiten dieser Boote beschrieb
und wir uns die Boote im Trocknen im Detail ansehen konnten. Er brachte Einer und Zweier mit. Was Regatten betrifft, erklärte er, dass diese stark an das Segeln angelehnt sind: Es gibt einen Massenstart, bei dem es darauf ankommt im perfekten Moment in voller Geschwindigkeit über die Startlinie zu kommen. Anschließend spielt die Navigation um die Bojen eine große Rolle, die aufgrund von meterhohen Wellen nicht immer sichtbar ist. Ebenso ist ein Start vom Strand möglich, bei dem ein Mannschaftsmitglied erst im flachen Gewässer ins Boot sprinten muss. Im Ziel dann dasselbe umgekehrt. Diesen mit Adrenalin vollgepumpten Moment durften wir am Nachmittag selbst einmal ausprobieren. Zunächst aber ging es auf’s Wasser: Wir hatten den ganzen Vormittag Zeit alle Boote auszuprobieren. So komisch es klingen mag, aber wir hatten das Glück,
dass starker Südwestwind aufzog und dieser somit hervorragende Bedingungen für einen solchen Tag schaffte. Alle Mitglieder hatten einen großen Spaß
und kamen mit einem Lächeln im Gesicht vom Steg zurück. Es ist faszinierend
zu spüren, wie diese Boote trotz der Bedingungen das Rudern ermöglichen!
Da dieser Tag vom DRV als Teil der Coastal Rowing Tour beworben wurde,
war die Teilnahme für jeden möglich. Entsprechend war der RKF an diesem Tag Gastgeber für Ruderer:innen aus Spandau, Hamburg oder Marburg, die extra für diese Veranstaltung zu uns in den hohen Norden gekommen sind. Die bunte Gruppe bestand zudem aus allen Altersklassen, was den folgenden Wettkampf
für alle Beteiligten zu einem großen Spaß werden ließ: eine Staffel, bei der zwei fair aufgestellte Teams gegeneinander antraten. Vom Strand aus galt es,
als erstes schnellstmöglich in das im Flachwasser liegende Boot zu steigen.
Gar nicht so einfach! Darauf folgten starke Schläge zur Boje und um diese
eine Renn-Wende, damit wieder zurück Richtung Strand gerudert werden konnte. Zwei Helfer, die auch schon beim Einstieg halfen, nehmen nun das Boot in Empfang und einen kurzen Sprint später erreicht man am Strand die Ziellinie,
an der es dann für den nächsten weiter geht.
Für alle ein großer Spaß voller Adrenalin und Begeisterung!
Insgesamt hat sich der Tag für alle gelohnt. Wir haben unseren Horizont
um eine neue Art des Ruderns erweitert und hatten zusammen viel Spaß!